China,  Weltweit (ohne Hund)

Der Plank Walk auf dem Huashan in China – Ein Gang auf dem gefährlichsten Klettersteig der Welt

Während unserer einmonatigen Chinarundreise sind wir irgendwann auch über den Plank Walk auf dem heiligen Berg „Huá Shān“ gestolpert. Er ist einer der fünf heiligen Berge in der Provinz Shaanxi. Da wir selbst klettern, mussten wir uns unbedingt den angeblich gefährlichsten Klettersteig der Welt ansehen.

Die Anreise – so abenteuerlich wie fast alles in diesem Land

Wir sind damals von Xi’an aus mit dem Bus vom Busbahnhof die etwa 120 km zum „Huá Shān“ gefahren. Wir sind extra morgens um Fünf aufgestanden, um vormittags am Berg zu sein. So zumindest die Theorie. In der Praxis kam es fast immer ganz anders als gedacht. So sind wir auf einer Art chinesischer Kaffeefahrt gelandet und haben mit unzähligen Essenspausen Stunden gebraucht, bis wir auch nur in die Nähe des „Huá Shān“ kamen. Wir waren tatsächlich die Einzigen, die sich Proviant und Wandersachen mitgebracht hatten. Ja genau, alle unsere Mitreisenden stiegen zwischendurch aus, um sich auf einem Wühltisch mitten im Nirgendwo Wandersachen zu kaufen. Als dann ein paar Kilometer vor unserem Ziel die nächste große Essenspause anstand, nahmen wir ein Taxi, um endlich an unseren Ausgangspunkt zu gelangen.

Als wir endlich ankamen, mussten wir an den verschiedensten Stellen in freizeitparkähnlichen Schlangen anstehen, um endlich mit der Seilbahn auf den Berg zu kommen, da uns leider die Zeit für den Auf- und Abstieg gefehlt hat. Mit den obligatorischen Snack- und Souvenirshops sah das Ganze eher nach Jahrmarkt aus. Bis dahin war unser Ausflug total chaotisch gewesen, wie so oft auf unserer Reise durch China. Im Nachhinein aber auch definitiv unsere beeindruckendste und aufregendste Reise bisher.

Der Gipfel des „Huá Shān“

Gegen Nachmittag hatten wir es dann doch endlich geschafft und standen auf dem „Huá Shān“. Wir konnten es kaum glauben. Kurz nach unserer Ankunft machten sich die Massen schon wieder auf den Rückweg zu ihren Reisebussen. Ab da war die Atmosphäre wirklich atemberaubend. Der „Huá Shān“ ist etwas ganz Besonderes, mit seinen kleinen Tempeln, Pagoden und bunten Bändern an jeder Ecke. Die Wege auf dem Gipfel sind leider für den Massentourismus etwas zu gut ausgebaut. Es wird hier leider sehr wenig naturbelassen, was ich an vielen Ecken sehr schade fand. Trotzdem war die Natur drumherum unglaublich. Wir konnten uns gar nicht sattsehen.

Der Plank Walk

Schließlich standen wir vor dem Eingang zum Plank Walk. Dafür mussten wir nochmal 30 RMB pro Person extra zahlen. Der gefährlichste Klettersteig der Welt hat seinen Ruf daher, dass die Leute ihn bis vor ein paar Jahren ungesichert gegangen sind. Mittlerweile bekommt man ein Brustgeschirr, auf das ich aber im Ernstfall nicht wetten würde. Ich musste kurz lachen, als ich es gesehen habe. Es bestand eigentlich nur aus gammeligem Gurtband, in das man von einem Mitarbeiter gesteckt wurde. Dann bekam man, ohne viele Erklärungen zwei Karabiner in die Hand gedrückt, die daran befestigt waren. Diese sollte man in das Drahtseil an der Felswand einhaken und immer nur einen Haken auf einmal lösen. (Woran sich niemand hielt).  Das war’s. Ookay, da fühlten wir uns doch gleich ein bisschen abenteuerlich. Der Mangel an Sicherheitsvorkehrungen wurde aber durch ein vorzügliches Fotoangebot wieder ausgeglichen. Danach war die Nachfrage bei unseren Mitkletterern auch wesentlich höher. Mitten auf dem Steig saß ein Fotograf hinter einem Felsvorsprung und fotografierte auf Wunsch die Menschen, die da hemmungslos über dem Abgrund rumturnten. Wundert mich nicht, wenn da ab und zu mal einer den Abflug macht. Wenn man aber etwas aufpasst und es beim Fotos machen nicht übertreibt, ist das Risiko meiner Meinung nach verkraftbar. Die Asiaten waren so in Fahrt, sich fotografisch auszuleben, dass sie gar keine Angst zu haben schienen. Gruselig wurde es, wenn zwei Leute aneinander vorbei wollten. Viele lösten dazu beide Karabiner auf einmal, da konnte ich kaum hinsehen.

Der Walk ist überraschend kurz. Man klettert etwa 50 m lang einige Eisenstufen hinunter und läuft dann über Bretter an einer Steilwand entlang. Kurz vor Ende hat man dann nur noch einige in den Felsen gehauene Löcher, in die man seine Füße setzen kann. Auf der anderen Seite angekommen, ist etwas Platz, um sich aufzuhalten und ganz entspannt, die unglaubliche Aussicht zu genießen. Danach geht man den gleichen Weg wieder zurück. Dabei muss man an anderen Kletterern vorbei, beziehungsweise um sie herum, was aber besser funktioniert hat, als es sich anhört.

Unser Fazit

Es ist wirklich nichts für schwache Nerven, das gebe ich zu. Man sollte daher trittsicher und schwindelfrei sein. So lange man sich aber nicht gnadenlos leichtsinnig verhält, ist es aber gut machbar. Auf jeden Fall war es ein Erlebnis, dass wir nie vergessen werden. Die Landschaft ist phänomenal und den Klettersteig langzulaufen, mit nichts als einem Brett zwischen sich und dem Abgrund ist eine unvergessliche Erfahrung. Es war absolut beeindruckend und extrem skurril durch den Massenandrang zur gleichen Zeit.

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